KI – gut, dass es dich gibt!

Die Studenten Philip von Fallois und Marian Golovco berichten, wie sie Künstliche Intelligenz im Alltag erleben.

Man kann es sich kaum noch vorstellen: Ein Leben ohne Künstliche Intelligenz. So sehen viele junge Menschen diese neue Technologie, die sie bereits täglich nutzen. Diese Überzeugung teilt auch Arbeitsminister Hubertus Heil. Er geht davon aus, dass ab dem Jahr 2035 kein Arbeitsplatz mehr ohne KI-Anwendungen existieren wird. Und doch sind sich viele über das Ausmaß von KI noch nicht bewusst. Vielleicht ist ein Blick in die Vergangenheit, statt in die Zukunft aussagekräftiger. Denn was damals neu war, ist heute Standard.

Blicken wir auf das Auto. Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser, sagte einst: „Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an das Pferd.“ Welch ein Irrtum! Autos haben seitdem ihren Platz im modernen Alltag gesichert, wie es kein anderes Transportmittel je könnte. Wir sind uns sicher, dass mit KI eine ähnliche, wenn nicht noch größere Revolution unseres Lebens begonnen hat.  

Doch welche Auswirkungen hat dies auf uns? Sind wir bereit, unsere Arbeit in die Hände nicht-menschlicher Systeme zu legen? Wir glauben, dass dies weniger eine Frage des „Könnens“ als vielmehr des „Müssens“ ist. 

Italien hat ChatGPT gesperrt und ist daran gescheitert. Man musste einsehen, dass das Leben sich ständig weiterentwickelt und man sich nicht gegen technischen Fortschritt wehren sollte. Dies erinnert an vergangene Entwicklungen wie das Radio, das Fernsehen oder das Internet, die zu ihren Anfangszeiten ebenfalls belächelt oder verspottet wurden. 2007 wurde das iPhone veröffentlicht. Und damit das Zeitalter der Smartphones eingeläutet. Der bis dahin erfolgreichste Mobiltelefonhersteller Nokia verkaufte noch 2007 mehr als 435 Millionen Telefone. Und verkannte doch das Potenzial der neuen Entwicklung. Die technologische Überlegenheit der Konkurrenz ließ die finnischen Pioniere von einst schnell in Vergessenheit geraten.  

Längst hat sich die KI in unseren Alltag geschlichen. Doch wie sieht so ein KI-Alltag in der Praxis wirklich aus? 

Schon am Morgen geht es los. Eine Schlaf-App weckt mithilfe von KI genau dann, sobald sie die leichteste Schlafphase erkennt. Schon fällt das Aufstehen weniger schwer. Sofort lassen sich Statistiken mit einer detaillierten Analyse der Schlafqualität der letzten Nacht ansehen. Es folgen personalisierte Vorschläge für Maßnahmen, die den Schlaf verbessern könnten.  

In der Uni steht die Arbeit an Interviewfragen zu einer Hausarbeit an. Kein Problem für die KI, die ein hervorragender Ideengeber ist. Die Aufgabe ist in einigen Sekunden statt mehreren Minuten erledigt. Die Schrift auf Bildern aus der Vorlesung wird automatisch erkannt. Der Text lässt sich bequem in die eigenen Notizen einfügen. Die aufgezeichneten Interviews verwandeln sich per Knopfdruck in Text – dank KI-Tool. Auch die Recherchearbeit ist so leicht wie noch nie. Wird die KI nach einem bestimmten Thema gefragt, liefert sie direkt eine Zusammenfassung aus verschiedensten Quellen, inklusive Quellenangabe.  

Aufgrund der gesparten Zeit bleibt noch Gelegenheit für die Bewerbung auf eine Praktikumsstelle. Doch es fehlt noch ein geeignetes Bewerbungsfoto im Lebenslauf. Anstatt zum nächsten Fotostudio zu laufen, lässt sich das Handy nach Bildern mit dem eigenen Gesicht durchsuchen. Das geht dank Gesichtserkennung innerhalb von Sekunden. Die Bilder werden anschließend in ein weiteres KI-Tool eingesetzt. Es verwandelt Freizeitbilder in professionelle Porträts und Fotos wie aus dem Studio – ohne eins betreten zu müssen. 

Auf dem Nachhauseweg stören zwei parkende Autos das Bild von einem Blumenbeet vor einem historischen Gebäude. Doch die Autos sind mit einem Wisch am Handy leicht entfernt. Nach Hinzufügen eines Filters, der dem Bild das Antlitz des Impressionismus verleiht, könnte das Foto schon von Monet persönlich aus dem 19. Jahrhundert stammen. KI lässt grüßen.

Zuhause stellt sich schon die nächste Herausforderung. Der Kühlschrank ist fast leer, was nun? Basierend auf den verfügbaren Zutaten schlägt die KI Rezeptideen vor. Die KI berücksichtigt dabei nicht nur Vorlieben und Allergien, sondern auch aktuelle Ernährungsziele. Es klappt. Wahnsinn! Und am Ende des Tages hilft KI-generierte Musik auch noch beim Einschlafen.

Als Student scheint ein Alltag ohne KI kaum kaum noch vorstellbar. Langwierige Texte von Professoren werden im Handumdrehen auf die essenziellen Stichpunkte zusammengefasst und die Befürchtung, nicht den richtigen Ansatz für einen Text zu finden, gehört der Vergangenheit an. Künstliche Intelligenz ist längst zu einem unverzichtbaren Werkzeug und Ideengeber geworden. Natürlich sind das Gedanken aus meiner „studentischen“ Perspektive. Der Verlust von Arbeitsplätzen, ungeklärte ethische Fragen und die umfassende Nutzung persönlicher Daten sind nur einige der vielen kritischen Folgen von KI. Jede dieser Bedenken verdient Beachtung: Niemand weiß, wie viele Arbeitsplätze verloren gehen, wie viel menschliche Arbeitsleistung überflüssig werden wird, weil KIs schneller und präziser sind. Jedoch ist der „KI-Boom“ nicht zu leugnen. Wir sollten uns deshalb darauf konzentrieren, zu akzeptieren, wie KI unsere Welt verändert und Strategien entwickeln, um verantwortungsvoll damit umzugehen. Die ablehnende Haltung gegen den technologischen Fortschritt wird sich als zwecklos erweisen. Es ist Zeit, sich der Realität zu stellen und die Chancen zu ergreifen, die uns moderne Technologie bietet.  

KI – gut, dass es dich gibt!